So funktioniert die LKW-Verschiffung nach Afrika

Ein auf TruckScout24 inserierter LKW hat bei einem Händler in Afrika Interesse geweckt, beide Partner sind sich handelseinig – doch wie funktioniert die LKW-Verschiffung nach Afrika?

Wer nicht regelmäßig mit Fahrzeugen handelt und nur selten einen gebrauchten LKW nach Afrika verkauft, sollte sich an einen Experten wenden. Die Spedition Hansen Shipping in Hamburg verschifft pro Jahr mehr als 10.000 Fahrzeuge nach Afrika, davon rund 1.000 LKW.

Als Laie scheitert man oft schon an den nötigen Dokumenten. Laut Jörg von Appen, Geschäftsführer von Hansen Shipping,  wird für den Export zwingend eine Ausfuhranmeldung benötigt. Damit wird der Export online beim Zoll angemeldet, geprüft und meist binnen 24 Stunden genehmigt. Die Ausfuhranmeldung kann der Verkäufer theoretisch auch selbst erledigen, er benötigt dafür aber eine sogenannte Eori-Nummer, die er zuvor beim Zoll beantragen muss. In der Regel lohnt sich das nur für Händler, die regelmäßig exportieren. Außerdem wüssten viele Personen gar nicht, wie die Unterlagen für den Export korrekt auszufüllen sind, so von Appen.

Handelsrechnung und Fahrzeugpapiere müssen korrekt sein

Damit der Zoll die Ausfuhr genehmigt, müssen eine korrekte Handelsrechnung und die Fahrzeugpapiere vorliegen, gegebenenfalls reicht auch eine Kopie der Papiere. „Auf der Ausfuhranmeldung muss alles aufgeführt sein, was sich zusätzlich am oder im Fahrzeug befindet. Das können schnell 20 oder 30 Positionen sein, für die sie jeweils die entsprechende Nummer brauchen“, sagt der Experte von Hansen Shipping. Meist werden mit dem Fahrzeug nämlich noch Ersatzteile, alte Reifen oder andere Geräte mit verschifft. Laut Jörg von Appen sollte jedoch niemand auf die Idee kommen, den Laderaum des LKW mit alten Elektro-Geräten (die verschrottet werden sollten und bei denen die Kabel abgeschnitten sind) oder FCKW-haltigen Kühlschränken zu füllen: Das sei verboten, wird vom Zoll häufig kontrolliert und erfüllt den Tatbestand der „versuchten Verbringung“ – was mit hohen Bußgeldern geahndet wird.

Für die Fahrt auf das Schiff muss der LKW fahrtüchtig sein; aus zolltechnischen Gründen müssen alle Türen unverschlossen sein – was in der Praxis aber selten vorkommt. Denn nicht immer kommt nach einem RoRo-Transport das Fahrzeug mit kompletter Ladung im Hafen an – es kann Diebstähle geben. Daher werden die Türen zum Laderaum meist verschlossen, manchmal mit Nieten oder sogar Schweißgeräten. Unter Umständen bricht der Zoll die Türen im Hafen wieder auf, wenn er die Ladung vor der Verschiffung nach Afrika kontrollieren will.

Kosten und Dauer einer LKW-Verschiffung nach Afrika

Die meisten LKW werden von Antwerpen oder Hamburg aus nach Westafrika exportiert, sagt Jörg von Appen. Dabei sei der Transport ab Antwerpen etwas günstiger als von Hamburg; Fahrzeuge aus dem Ruhrgebiet und Süddeutschland bzw. Südeuropa werden meist nach Antwerpen gebracht. Bei den Bestimmungshäfen in Afrika gibt es enorme Unterschiede, wenn es um die Gebühren geht. Eine pauschale Aussage, ob der Transport nach West- oder Ostafrika günstiger sei, ist nicht möglich: Jeder Hafen hat andere Gebühren, sei es für Liegeplätze oder den Warenumschlag generell. So berechnet Hansen Shipping für den Transport eines Minivans nach Cotonou (Benin) rund 500 Euro, ins kongolesische Boma aber knapp 1800 Euro. „Das kann man nicht allein mit der Entfernung erklären. Manche Häfen liegen dicht beieinander und trotzdem unterscheiden sich die Preise stark wegen der jeweiligen Gebühren“, so der Geschäftsführer von Hansen Shipping, Jörg von Appen.

Während für Kleinbusse und Transporter Fixpreise gelten, werden LKW nach laufendem Meter abgerechnet. Je nach Zielhafen berechnet Hansen Shipping für den LKW-Transport zwischen 380 und 730 Euro pro laufendem Meter. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Lkw zusätzlich mit anderen Waren oder Ersatzteilen beladen ist (solange es sich nicht um die erwähnten verbotenen Güter handelt). Die Laufzeit ab Hamburg beträgt rund elf Tage in den Senegal bzw. 16 Tage nach Nigeria. Nach wie vor sei Nigeria ein sehr beliebter Handelsplatz. Seit der Einführung einer Altersgrenze für Import-Fahrzeuge von 15 Jahren wird zunehmend auch ins Nachbarland Benin verschifft – und die LKW kommen später vermutlich über die grüne Grenze doch nach Nigeria.