Nicht, dass man nicht an jedes Fahrzeug, welches ein bisschen nach Arbeitstier aussieht, einen Schneepflug montieren könnte – von einem Salzstreuer ganz zu schweigen. Nur stellt sich immer die Frage, ob sich das so entstandene „Winterdienstgerät“ dann auch wirklich für die professionelle Schneeräumung eignet.
Um es gleich vorwegzunehmen: Nicht jeder Pick-up oder SUV eignet sich für den Einsatz als Schneeräumfahrzeug. Ohne solides Chassis ist der Anbau eines Räumgerätes – man spricht schnell einmal von 200 kg und mehr – kaum machbar und sogar Chassisrahmen müssen oftmals zusätzlich verstärkt werden, um den teils gewaltigen Kräften ohne Schaden zu nehmen Paroli bieten zu können. Wer sich mit Schneeräumung schon auseinandergesetzt hat – ob freiwillig oder nicht – weiss, dass sich Schneemassen ganz schön hartnäckig gegen ihr Verschieben wehren können. Da reichen ein Allradantrieb und Schneeketten nicht zwingend aus. Leider verzichten heutzutage viele Hersteller bei ihren ansonsten noch so bullig und stark aussehenden „Geländewagen“ aus Kostengründen auf ein robustes Chassis und ziehen eine selbsttragende Konstruktion vor. Dass die dann mit einem schwergewichtigen Pflug samt anspruchsvoller Hydraulik schnell einmal überfordert ist, liegt auf der Hand.
Präzise Abstimmung
Die effiziente Verwendung eines Schneepfluges hängt nicht nur von dessen Qualität und zeitgemässen Konstruktion ab; genauso wichtig ist der korrekte Anbau ans Trägerfahrzeug. Die Anbauvorrichtung sollte unbedingt auf die konstruktiven Gegebenheiten des Fahrzeuges abgestimmt und der An- und Abbau des Pfluges nachher mit wenigen Handgriffen möglich sein. Professionelle, aber auch halbprofessionelle Schneepflüge benötigen frontseitig robuste, genormte Anbauplatten. Darüber hinaus sollte das Trägerfahrzeug idealerweise bereits mit einer Hydraulik an Bord ausgerüstet sein oder dann aber nachgerüstet werden – bei Traktoren oder Geräteträgern ist das in der Regel Standard. Auf jeden Fall ist von der Planung der Anbauplatte mit all ihren Verstrebungen, dem Anbringen der elektrischen sowie hydraulischen Steuerung bis hin zur Herstellung mit Verbau aller Komponenten viel Fachwissen und Erfahrung gefragt.
Fundiertes Fachwissen ist Voraussetzung
Eigentlich verfügt nur der wirkliche Spezialist über das Know-how zu den Kräften, die ein angebauter Schneepflug auf ein Automobil übertragen kann. Er weiss auch, welche Art von Schneepflug sich bei welchem Modell für den Anbau eignet und wie das fachmännisch gemacht werden muss. Es geht ja nicht nur darum, einen Pflug an ein Fahrzeug anzubauen, sondern auch darum, anhand von Belastungsdiagrammen feststellen zu können, wo dieser im Einsatz Schaden anrichten könnte. Abgesehen davon gibt es für jedes Fahrzeug seitens Hersteller Aufbaurichtlinien in denen detailliert aufgeführt ist, was machbar ist und was nicht. Selbstverständlich gehört immer eine Hydraulikanlage dazu, sonst bleibt das Fahrzeug schon beim ersten Gehsteig stehen; wenn’s dumm läuft, sogar stark beschädigt. Es würde unter Umständen nicht nur das Fahrzeug leiden, sondern auch besagter Gehsteig oder andere bauliche Werke und Vorrichtungen. Der Pflug am Trägerfahrzeug muss also in der Lage sein, einem Hindernis auszuweichen; er muss angehoben und auch im Arbeitswinkel verstellbar sein.
Die effektive Tauglichkeit stellt ein Gerät im wirklichen Einsatz unter Beweis. Technische Mängel, egal ob durch falsche Montage oder Berechnung verursacht, zeigen sich oft im ungünstigsten Moment: eine gebrochene Aufhängung, die viel zu schwache Hydraulikanlage oder eine überdrehte Antriebswelle während der Arbeit – und warum sollten sich diese „Unfälle“ nicht genau dann zeigen – ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch finanzielle oder sogar rechtliche Folgen haben. Ersatzteile sind oft nicht innerhalb weniger Stunden zu beschaffen und so bleibt das Fahrzeug für wertvolle Stunden stehen.
Die Beschaffung eines modernen, leistungsfähigen Schneepfluges lohnt sich in jedem Fall. Zugegeben, er kann durchaus seinen Preis haben, ist sein Geld aber verglichen mit einem Billigprodukt inklusive entsprechender Montage mit Sicherheit mehr als wert.
Text und Foto: Heinz Ammann Freier Journalist SMJ