Lkw mit offener Pritsche machen nur einen kleinen Teil des Gebrauchtfahrzeugmarktes aus: „Schätzungsweise lediglich fünf Prozent aller Lkw haben eine offene Pritsche“, sagt Olaf Wieck vom Volvo Used Truck Center in Leipzig. Der Grund liegt im relativ beschränkten Einsatzzweck: bei offenen Pritschenwagen ist die Ladung ungeschützt, daher werden die Fahrzeuge meist nur für den Baustofftransport auf kurzen und mittleren Strecken eingesetzt.
Das macht sich allerdings positiv bei den Kilometerständen bemerkbar. In der 7,5-Tonnen-Klasse haben viele Fahrzeuge nach rund fünf Jahren teilweise unter 100.000 Kilometer auf der Uhr – nicht viel für einen Lkw, selbst mit kleineren Vierzylinder-Motoren. Folglich sind Kupplungs- oder Getriebeschäden eher selten, bei vollständigen Wartungsnachweisen ist das Risiko eines baldigen Schadens gering. Beim Kauf gilt das Augenmerk eher Verschleißteilen. Reifen, Bremsen, Federelemente und Stoßdämpfer sind auch ohne Grube auf dem Hof des Verkäufers leicht zu überprüfen. Da Pritschenwagen nahezu ausschließlich im Baustellenverkehr unterwegs sind, sind die Innenräume teils stark abgenutzt. Bei der Pritsche gibt es nicht viel zu besichtigen: wenn alle Klappen korrekt schließen und nicht verbogen sind sowie der Ladeboden nicht stark beschädigt ist, erfüllt der Lkw seinen Zweck.
Gebrauchte gehen oft direkt in den Export
Durchschnittlich sind Pritschen-Lkw in Deutschland zwischen vier und fünf Jahre alt, bevor sie verkauft oder gegen ein neueres Fahrzeug eingetauscht werden. „Fahrzeuge mit diesem Alter gehen dann häufig in den Export, manchmal auch schon dreijährige Lkw“, so der Experte von Volvo. Nicht nur wegen der aktuellen politischen Lage ist der ehemals starke Exportmarkt Russland derzeit zusammengebrochen. Der schwache Rubel und neue Zollvorschriften machen den Verkauf nach Russland unattraktiv. „Alles was EU-Ausland in Osteuropa ist, also Länder wie Polen, Tschechien und Slowakei laufen aber noch gut“, sagt Olaf Wieck.
Durch den meist lokalen oder regionalen Einsatz spielt das Thema Autobahnmaut bei Pritschenwagen kaum eine Rolle. Ebensowenig wie die Schadstoffklasse – durch das junge Alter ist Euro 4 ohnehin meist Standard. Wenn der Preis stimmt, lassen sich aber selbst deutlich ältere Fahrzeuge mit schlechterer Schadstoffklasse ins Ausland verkaufen. Für den Export muss der Verkäufer lediglich eine Rechnung ausstellen, um eventuelle Zollangelegenheiten kümmert sich der Käufer. „Die Käufer oder Händler kommen mit Kennzeichen und Bargeld und nehmen die Fahrzeuge sofort mit. Man muss sich um keine weiteren Dokumente kümmern“, so Wieck.