Draußen funkelt die kristallklare Winterlandschaft, und drinnen im Camper herrschen kuschelige Wohlfühl-Temperaturen. Um dies zu erreichen, ist aber ein geeignetes Heizsystem nötig: Hier die Stärken und Schwächen der verschiedenen Systeme.
Klar ist, dass es die ideale Wohnmobil-Heizung nicht gibt – darüber sind sich alle Spezialisten einig. Zu unterschiedlich sind schließlich die Anforderungen der verschiedenen Reisemobil-Konzepte: Ausgebaute Kastenwagen mit ihrem beschränkten Platzangebot erfordern andere Heizungslösungen als ein groß dimensioniertes Oberklasse-Wohnmobil – und wer die Wärmequelle ausschließlich für zugige Sommernächte oder die Übergangszeit benötigt, wird schon mit einfachen (und damit preiswerten) Lösungen glücklich werden. Während der passionierte Wintercamper Wert auf höchsten Komfort und kraftvolle Heizleistung legt. Entsprechend umfangreich sind die Lösungen, die von der Industrie zur Erwärmung des mobilen Heimes angeboten werden.
Luft oder Warmawasserheizung
Das erste Unterscheidungsmerkmal ist bereits die prinzipielle Frage, ob die Heizung direkt die Innenraumluft erwärmen soll oder – ganz wie bei der Zentralheizung zuhause – erst ein Wasserkreislauf erwärmt wird, der dann über Heizkörper den Wohnraum erwärmt. Diese indirekte Wärmeerzeugung bietet mehr Komfort (wie beispielsweise die Option auf eine Fußbodenheizung) und erzeugt ein subjektiv angenehmeres Raumklima. Doch die Warmwasserheizung ist in ihrer Anschaffung teurer, weshalb sie werksseitig in der Regel nur in der Wohnmobil-Oberklasse verbaut wird. Darüber hinaus schlägt sie auch stärker aufs Leergewicht als eine Luftheizung und erwärmt den Innenraum prinzipbedingt langsamer.
Gas oder Diesel
Ob Gas oder Treibstoff die idealere Energiequelle zum Heizen ist, hängt objektiv gesehen ganz wesentlich vom Einsatzspektrum und vom Preis ab. Standardmäßig sind in den meisten Wohnmobilen Gasanlagen verbaut. Sie sind bewährt, zuverlässig und für relativ wenig Geld zu haben. Gleichzeitig können mit Gas zusätzlich auch die Küchengeräte wie Kocher und Kühlschrank betrieben werden.
Wer jedoch schon einmal versucht hat, im Ausland eine leere Gasflasche gegen eine gefüllte zu tauschen, kennt auch einen wesentlichen Nachteil der Gasanlagen: Je nach Land werden verschiedenste Gasflaschen mit unterschiedlichen Anschlusssystemen vertrieben. Dieses Problem lösen jedoch Adapter-Sets aus dem Campingzubehör-Handel. Mit diesen lassen sich entweder die deutschen Gasflaschen vor Ort wieder befüllen oder ausländische Gasflaschen mit den bei uns üblichen Anschlusstücken verwenden.
Über solche Probleme lächelt der Reisemobilist, der auf eine Dieselheizung gesetzt hat, nur müde. Sein Fahrzeugtank liefert die zum Heizen benötigte Energie, und problemlosen Nachschub bietet jede Tankstelle. Einen weiteren Pluspunkt gegenüber der Gasheizung sammelt die Dieselheizung beim Gewicht und dem Platzbedarf: Denn Gasflaschen sind schwer, was die Zuladung des Reisemobils um den entsprechenden Wert reduziert. Gleichzeitig benötigen die Gasbehälter einen relativ großen, entlüfteten Einbauraum. Beides entfällt beim Dieseltank, der ohnehin an Bord ist und so weder zusätzlichen Stauraum benötigt noch das Leergewicht erhöht.
Systemlösungen
Idealerweise teilen sich verschiedene Systeme die komplexen Aufgaben beim Wintercamping. Neben der Erwärmung des Wohnraumes muss schließlich auch an die Warmwasserbereitung, das Kochen und den von Landsteckdosen autarken und dauerhaften Betrieb des Kühlschrankes gedacht werden. Für dieses Gesamtsystem bietet sich im Reisemobil die Kombination aus Diesel und Gas als Energiequellen an. Sinn würde es hier beispielsweise machen, die Heizung als größten Energieverbraucher und den Warmwasserboiler mit Treibstoff aus dem Fahrzeugtank zu versorgen. Dann reicht bereits eine relativ kleine Gasflasche, um Herd und Kühlschrank zu betreiben. Weniger Gewicht und ein geringerer Platzbedarf stehen dabei auf der Haben-Liste.
Elektrische Alternativen
Nicht jeder Camper ist ein Freund des Wintercampings, trotzdem fordert so mancher feucht-kühle Abend den Einsatz einer Wärmequelle. Die günstigste Lösung hierfür ist ein Heizlüfter, den es für wenige Euro gibt. Kompakte Abmessungen und ein geringes Gewicht sprechen zusätzlich für ihn. Wenn man dann noch ein rotierendes Gerät mit eingebautem Gebläse gewählt hat, wird die erwärmte Luft auch noch relativ gleichmäßig im Raum verteilt.
Nach einem anderen Prinzip arbeiten die Infrarotheizungen. Im Gegensatz zum Heizlüfter, bei dem Heizdrähte stark erhitzt werden und so die Luft erwärmen, strahlen die Infrarotheizungen Wellen im Infrarotbereich aus, die angestrahlte Oberflächen, beispielsweise von Möbeln, erwärmen. Ihr Vorteil liegt in der extrem schmalen Bauweise, sodass sie auch in engen Durchgängen die Bewegungsfreiheit kaum einschränken. Gleichzeitig wirbeln sie keinen Staub auf, was nicht nur Allergiker zu schätzen wissen.
Da all diese Elektroheizungen auf Landstrom angewiesen sind, schränken sie die Stellplatzwahl ein – in der Übergangszeit wird man also in aller Regel Campingplätze ansteuern. Dort sind jedoch oftmals die Stromsäulen mit schwachen Sicherungen bestückt, sodass man bei der Wahl seiner Elektroheizung darauf achten sollte, dass diese im Bedarfsfall auch mit niedriger Leistung betrieben werden kann.
Den Kältebrücken – beispielsweise an den Scheiben des Fahrerhauses – wirken elektrische Heizvorhänge entgegen. Frostsicherheit für außenliegende Frisch- und Abwassertanks sowie die entsprechenden Rohrleitungen bringen aufklebbare Heizfolien, die über das 12-Volt-Bordnetz betrieben werden.
Text: Theo Gerstl