Johnson Controls stellt unter dem Namen Varta Starterbatterien für Nutzfahrzeuge her. Das Unternehmen versteht sich dabei nicht nur als Produktanbieter, sondern auch als Servicedienstleister. „Flottenbetreiber bekommen heute Druck von allen Seiten“, erklärt Thorsten Dralle, Produktmanager bei Johnson Controls in der deutschen Zentrale. Umso wichtiger sei es, alle anfallenden Kosten unter die Lupe zu nehmen, also die sogenannten Total Cost of Ownership (TCO).
Zu den variablen Kosten gehören neben Kraftstoff- und Wartungskosten die Ausfallzeiten. „Besonders die Fahrzeugelektrik führt häufig zu Ausfällen“, erklärt Dralle. Sie nehme in der Nutzfahrzeug-Pannenstatistik des ADAC Truck-Service den ersten Platz ein. Das sei nicht verwunderlich, da sich die Anforderungen an die Energieversorgung in den vergangenen Jahren drastisch verschärft hätten. Ein Batterieausfall könne also enorme Folgekosten verursachen.
Starterbatterien müssen heutzutage rüttelfester sein
Neben den erhöhten Anforderungen beim Stromverbrauch nimmt Dralle einen weiteren Trend wahr, der unmittelbar die Batterien betrifft. Der Einbauort verändere sich, weil die Fahrzeughersteller das Tankvolumen seitlich am Fahrgestellrahmen vergrößern. Häufig platzierten die Hersteller die Batterie daher ans Heck des Fahrzeugs, was an die Batterien höhere Anforderungen an die Rüttelfestigkeit stelle. Damit einhergehend hätten sich die Anforderungen an die Wartungsfreiheit geändert. „An Batterien kommt man normalerweise nicht mehr so einfach ran. Der Aufwand, Wasser nachzufüllen, ist erheblich höher geworden“, sagt Dralle. Wenn bezogen auf die Batterielebensdauer vier Stunden für den Ein- und Ausbau investiert werden müssten, dann bedeute das auch vier Stunden Arbeitszeit und Stillstand des Fahrzeugs. Batterien, sagt Dralle, müssten daher heute wartungsfrei sein.
Johnson Controls hat auf die neuen Anforderungen mit dem Varta-Flottenkonzept reagiert. Es umfasst neben den Produkten auch Servicedienstleistungen, mit denen Unternehmen unterstützt werden sollen, die Gesamtkosten zu reduzieren. Als Beispiele für Produktmerkmale im Batteriebereich nennt Dralle die Labyrinthdeckel-Technologie von Varta. Sie soll den Wasserverbrauch verringern. Das sogenannte „Acid-Reserve-Design“ („Säure-Reserve-Design“) wiederum senke das Korrosionsrisiko, die Kalzium-Silver-Technology bietet eine Gitterlegierung, die ebenfalls den Wasserverbrauch senken soll, und die SHD-Technology (SHD = Super Heavy Duty) erhöhe die Zyklen- und Vibrationsfestigkeit.
Varta analysiert Einsparpotenziale
Zudem spiele der Service für Kunden eine große Rolle. Dazu gehört bei Varta eine Analyse des Einsparpotenzials, etwa zu Ausfallkosten und Instandhaltungskosten. Hinzu kommen Bordnetzberatung, etwa eine Empfehlung geeigneter Batterien, Flottenoptimierung, beispielsweise zur Fahrzeugelektronik und zu Routenprofilen, sowie das Einbringen von Erfahrungen mit Erstausrüstern. „Wenn man die Gesamtkosten betrachtet, bieten wartungsarme Energiespeicher mit hoher Zyklenfestigkeit und langer Lebensdauer ein erhebliches Einsparpotenzial“, sagt der Produktspezialist. Bereits mit der Wahl der richtigen Batterie ließen sich bei großen Flottenbetreibern mehrere hunderttausend Euro sparen.
Auch der österreichische Batterieproduzent Banner, ein Familienunternehmen mit 760 Mitarbeitern, davon 70 in Deutschland, nimmt die veränderten Anforderungen im Markt für Starterbatterien wahr. „Wartungsfreiheit für Batterien im Nutzfahrzeugbereich wird von allen Lkw-Herstellern gefordert“, erläutert Günther Lemmerer, Marketingleiter bei Banner. Darüber hinaus sei die Rüttelfestigkeit der Batterie ein wichtiges Merkmal. Um diese Anforderungen zu erfüllen, hat Banner das Batteriemodell Buffalo Bull SHD zum Buffalo Bull SHD PROfessional weiterentwickelt. Das Modell ist das neue Flaggschiff der Österreicher. Für die Herstellung der negativen Elek-troden setzt Banner ein neues Produktionsverfahren namens Continuous Casting ein.
Exide beschäftigt in Deutschland 1.000 Mitarbeiter
Der amerikanische Konzern Exide mit 1.000 Mitarbeitern allein in Deutschland und den Produktionsstandorten Bad Lauterberg und Büdingen hat im vergangenen Jahr eine nach eigenen Angaben absolut rüttelfeste Starterbatterie auf den Markt gebracht. „Wenn die Batterie über der hinteren Achse angebracht ist, führt das zu ganz anderen Anforderungen an das Produkt“, bestätigt Marketingleiter Guido Beck. Er beobachtet, dass Komfortausstattungen der Lkw immer mehr zunehmen. „Die Fahrer sollen es sich im eigenen Wohnzimmer gemütlich machen“, betont er. Dieser Trend sei angesichts des zunehmenden Fahrermangels verständlich, koste aber zusätzlich Strom.
„Die erhöhten Anforderungen an Truck-Batterien ergeben sich aufgrund der gestiegenen Anzahl an Verbrauchern im Fahrzeug“, erklärt Ronny Kunath, Produktmanager für Batterien beim Bosch-Konzern. Zu den Verbrauchern zählt er die aktiven Sicherheitssysteme, aber ebenso die Komfortelektronik. Wartungsfreiheit ist auch für Bosch ein großes Thema. Zwei der drei Batterietypen, die Bosch im Programm hat – T4 und T5 –, arbeiten laut Hersteller wartungsfrei.
Moll-Batterien erfüllen Anforderungen der Wartungsfreiheit
Der Hersteller Moll folgt ebenfalls den aktuellen Entwicklungen und Trends der Hersteller. Die Starterbatterie muss sich laut Moll in das Energiemanagement des Fahrzeugs mit vielfältigen Diagnosemöglichkeiten integrieren lassen, eine lange Lebensdauer aufweisen und zyklisch stark beanspruchbar sein. Wartungsfreiheit ist für die in Bad Staffelstein ansässige Firma ebenfalls wichtig, es gehe ums „Einbauen und Vergessen“. Laut Herstellerangaben erfüllen die Moll-Batterien die Anforderungen an Wartungsfreiheit, bei extremer Beanspruchung der Batterie könne allerdings die Notwendigkeit auftreten, Wasser nachzufüllen. Daher besitzt eine Moll-Lkw-Batterie entsprechende Stopfen, was bei vielen anderen Batterieherstellern nicht möglich sei. Dies sei gleichzeitig ressourcenschonend. Gertrud Moll-Möhrstedt, geschäftsführende Gesellschafterin von Moll, bekennt sich zum Standort Deutschland: „Wir sind in unserem Bereich das einzige Unternehmen, das noch unabhängig ist und in Deutschland produziert.“
Und wie stellt sich die Welt der Starterbatterien aus Sicht eines führenden Herstellers von Ladegeräten dar? Eine Antwort gibt Horst Briegel, der für Fronius Deutschland Anwender des Batterieladegerätes Acctiva Professional 35A schult, Hersteller betreut und Kunden berät. „Die Elektronik hat sich im Lkw-Bereich stark weiterentwickelt“, erklärt er. Gleichzeitig nähmen aber auch die Elektronikprobleme bei Lkw immer mehr zu. „Je mehr die Elektronik mit Fehlern behaftet ist, desto mehr wirkt sich das auch auf die Batterie aus“, sagt Briegel. Das Geschäft mit Batterien für 24-Volt-Bordnetze wird also weiter gut gehen. Für die Qualität müssen indes deren Hersteller sorgen, damit die Kunden den Markennamen in guter Erinnerung behalten.