Nigeria ist mit rund 170 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas und gehört zu den größten Öl-Exporteuren der Welt – vor allem aus diesem Grund boomt der LKW-Export nach Nigeria, denn der Bedarf nach LKW ist in dieser Branche hoch. Fast 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der nach Südafrika zweitgrößten Volkwirtschaft des Kontinents werden durch Öl- und Gasförderung erwirtschaftet. Auch die Land- und Forstwirtschaft trägt zu mehr als einem Drittel zum Bruttoinlandsprodukt bei – und generiert so entsprechende Nachfrage nach Nutzfahrzeugen.
Das belegt auch die TruckScout24-Statistik: Nigeria liegt im Zeitraum vom 31. März 2013 bis zum 31. März 2014 auf dem fünften Platz der Länder mit den meisten Kontaktanfragen an die Händler und ist damit das einzige Nicht-EU-Land in den Top 5.
Die Firma Kleyn Trucks aus Vuren in den Niederlanden hat sich auf die Verschiffung von Fahrzeugen nach Afrika spezialisiert, besonders nach Nigeria werden viele LKW und Baumaschinen exportiert. „Am häufigsten verschiffen wir Kippsattelauflieger, Zugmaschinen und LKW mit Kofferaufbauten nach Nigeria. Bevorzugt werden ältere Fahrzeuge mit manuellen Schaltgetrieben und generell einfacher Technik“, sagt Gerald Onuoha von Kleyn Trucks. Luftfederbälge und komplizierte Pneumatik sind im Schadensfalle oft teuer zu reparieren – 80 Prozent der Lkw seien deshalb mit Blattfedern unterwegs.
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LKW-Exporte nach Nigeria bleiben stabil
Auch Jürgen Schlosser von Africa Trucks aus Schifferstadt ist seit vielen Jahren im Geschäft und hat bereits mehrere tausend LKW nach Afrika exportiert. „80 bis 90 Prozent davon gingen nach Nigeria. Dort ist der Markt stabil und es ist immer eine große Nachfrage da“, sagt Schlosser. Wichtig sei vor allem eins, sagt er und bestätigt damit die Aussagen von Kleyn Trucks: so wenig komplizierte Technik wie möglich. „Da unten gibt es eigentlich keine Fach-Werkstätten, alles wird improvisiert. Fragen Sie mal nach einem Motordiagnose-Gerät – so etwas gibt’s in Nigeria so gut wie nie.“ Auch Klimaanlagen zählen offenbar zu unnützem Luxus, darauf legen Kunden nämlich trotz des heißen Klimas nicht unbedingt wert.
Durch die Öl- und Bauindustrie werden vor allem Fahrzeuge mit entsprechenden Aufbauten gefragt: 3-Achs-Kipper, Betonmischer, Tankwagen und Zugmaschinen. Da mehr als 50 Prozent des Straßennetzes in Nigeria reparaturbedürftig sind und von den 200.000 Kilometern Straßennetz ohnehin nur rund 60.000 Kilometer asphaltiert sind, sind Fahrzeuge mit mehreren angetriebenen Achsen klar bevorzugt. Der Kilometerstand spielt hingegen kaum eine Rolle. „Für die Nigerianer zählt vor allem der Preis, es muss günstig sein. Da ist es egal, wenn der LKW eine Million Kilometer runter hat“, sagt Jürgen Schlosser.
Nigeria hat Importzölle angehoben
Gerade der Preis kann in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen. Seit wenigen Wochen gibt es eine neue Zollvorschrift, nach der für Fahrzeuge deutlich höhere Importzölle als bisher zu zahlen sind. So soll der Zollsatz für fahrfertige Fahrzeuge von bisher 20 auf 70 Prozent steigen. Noch ist allerdings unklar, ob die Vorschrift auch für Gebrauchtfahrzeuge gilt. Sollte das zutreffen, dürfte der Markt deutliche Einbußen erleiden. Ebenfalls neu ist seit wenigen Wochen, dass importierte Fahrzeuge für den kommerziellen Bedarf nicht älter als 15 Jahre sein dürfen. Lkw mit Baujahren vor 1999 dürfen nun also – zumindest offiziell – nicht mehr nach Nigeria importiert werden.
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