Dieseldiebe oder Planenschlitzer – je nach Angriffsziel müssen Lkw-Fahrer und Speditionschefs den Diebstahlschutz an ihren Fahrzeugen unterschiedlich ausrichten.
Mit steigenden Kraftstoffpreisen nimmt der Dieseldiebstahl immer weiter zu, Tankinhalte von mehr als 1.000 Litern haben einen entsprechenden Wert und sind bei kriminellen Banden beliebt. Die Autobahnpolizeidirektion Bad Hersfeld registrierte in den ersten sechs Monaten des Jahres allein in Thüringen bereits 28 Delikte von Dieselklau mit einem Gesamtschaden von rund 10.000 Euro. Abhilfe können Siebeinsätze schaffen, die sich in die Tanköffnung einsetzen lassen. Bei den meisten Sieben erfolgt die Montage ohne Bohren oder Nieten, sondern durch das Umbiegen von „Haltenasen“ – so lässt sich das Sieb nicht mehr entfernen. Nun kann kein Schlauch mehr in den Tank eingeführt und Diesel abgesaugt werden.
Abschließbare Tankdeckel sind heute Standard, wer seinen alten Lkw nachrüsten möchte, bekommt ab rund 25 Euro einen passenden Deckel. Profis hält das jedoch nicht ab, mit großen Zangen öffnen sie den Deckel unter Umständen gewaltsam. Hier hilft moderne Technik weiter.
Heiko Raebricht ist Geschäftsführer von Sky Control, einer Firma, die sich auf Diebstahlschutzsysteme für Lkw und Baumaschinen spezialisiert hat. Laut Raebricht nimmt der Dieseldiebstahl immer dann zu, wenn die Kraftstoffpreise besonders hoch sind. „Viele Kunden scheuen zunächst die Kosten für ein Schutzsystem“, sagt Raebricht, „aber wenn dann zum zweiten Mal Diesel geklaut wurde, überlegen sie es sich doch anders.“ Denn oft werden pro Diebstahl mehrere hundert Liter Diesel abgezapft. Die meisten Diebe nehmen den einfachsten Weg und machen sich am Tankverschluss zu schaffen. Das System von Sky Control arbeitet mit einem winzigen Sender, der in einem Sieb in der Einfüllöffnung steckt. Sobald der Tankdeckel nach Aktivierung des Alarms geöffnet wird, sendet das System ein Funksignal zu einer Alarm-Box im Fahrerhaus. Die Box wählt daraufhin bis zu zehn programmierte Telefonnummern an und schickt zusätzlich eine SMS. Das System funktioniert mit stillem Alarm, die Täter können auf frischer Tat von der Polizei oder einem Sicherheitsdienst ertappt werden. Optional erhältlich ist auch eine Sirene, die Aufmerksamkeit auf das Fahrzeug lenkt.
Mit Hightech gegen Lkw-Diebstahl
Ein weiterer Vorteil des Sky Control-Systems liegt in der Möglichkeit, zusätzliche Sensoren nachzurüsten. „Gaswarner für die Kabine sind beliebt, besonders in Frankreich werden immer wieder nachts Lkw-Fahrer auf Rastplätzen mit KO-Gas betäubt und dann die Ladung gestohlen“, berichtet Heiko Raebricht. Oft nachgerüstet wird laut Sky Control auch ein Sensor für die Türen des Koffer-Aufliegers. Sobald die Tür aufgeht, sendet die Box bei scharfgestelltem Alarm einen Anruf an die hinterlegten Nummern.
Ein weiteres System von Sky Control funktioniert mit GPS-Technik und soll dem Diebstahl des ganzen Lkw vorbeugen. Am Fahrzeug ist ein kleiner GPS-Sender versteckt montiert, der bei Alarmauslösung die Position des Fahrzeugs an zehn vorprogrammierte Nummern weiterleitet. Das Besondere: Der Besitzer des Lkw kann eine SMS an das Modul senden, und so den Lkw aus der Ferne lahmlegen, etwa in dem eine Wegfahrsperre aktiviert oder die Kraftstoffzufuhr unterbrochen wird.
Diebstahlschutz: Das können Sie gegen Planenschlitzer tun
Da Diebe dazu übergehen, Planen aufzuschlitzen und so Ladung zu stehlen, arbeitet Sky Control an einer Technik, die auch in solchen Fällen Alarm schlagen soll. „Momentan ist es noch schwierig, den Laderaum zu überwachen. Entweder bewegt sich die Plane durch Wind, was Fehlalarme auslösen kann, oder die Ladung steht jedes Mal anders auf der Ladefläche, was die Sensoren beeinflusst“, erklärt Heiko Raebricht. In einigen Monaten soll das System zur Innenraumüberwachung von Planen-Aufliegern verfügbar sein.
Die Autobahnpolizeiinspektion Bad Hersfeld hat in ihrem Zuständigkeitsbereich im vergangenen Jahr 43 Tatserien von Planen-Schlitzer registriert, bei denen 104 Sattelzüge betroffen waren. Allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres sind jedoch bereits 102 Sattelzüge Opfer von Planen-Schlitzern geworden. Der Schaden: rund 190.000 Euro Beuteschaden sowie ein Sachschaden von rund 42.000 Euro – allein in Thüringen. „Vorzugsweise werden hochwertige elektronische Artikel oder aber Pkw-/Lkw-Reifen als Beute favorisiert. Eine spezielle äußere Kennzeichnung des transportierten Gutes erfolgt durch die Speditionen in aller Regel jedoch nicht“, sagt der Pressesprecher der Autobahnpolizei Thüringen Christian Cohn. Die Nationalität der Lkw spielt laut Cohn ebenfalls keine Rolle. Um es Tätern möglichst schwer zu machen, sollten Lkw-Fahrer möglichst auf beleuchteten oder sogar bewachten Parkplätzen stehen und Fahrzeug sowie Ladung bestmöglich sichern, etwa mit den oben genannten Techniken.
Autor: EuroTransportMedia