MAN TGS 35.440 8×6 Hydrodrive im Test

MAN-Kipper im Gelände
MAN TGS 35.440 8×6 Hydrodrive

Im Jahr 2010 ist die Fachzeitschrift „lastauto omnibus“ den Baustellen-Lkw MAN TGS 35.440 8×6 Hydrodrive Probe gefahren. Für die Tester stand damals im Mittelpunkt, ob ein hydrostatischer Zusatzantrieb statt klassischer Allradtechnik auch in einem schweren Kipper Sinn macht. Das Urteil damals: Die Kombination sei auf jeden Fall brauchbar, stoße aber auch an Grenzen.

Rund 400 Kilogramm leichter und beim Verbrauch auf Augenhöhe mit gängigen 8×4: Damit lockt laut „lastauto omnibus“ der hydrostatische Vorderachs-Zusatzantrieb, der bei MAN Hydrodrive heißt. Mehr als 5.000 Mal hat MAN diese Variante eines besonders geländegängigen Triebstrangs schon bis zum Jahr 2010 verkauft.

Das Sortiment reichte damals vom Zweiachser für 18 Tonnen bis hin zum Vierachser mit maximal 35 Tonnen technischem Gesamtgewicht. Äußerst nützlich sei das Vehikel stets dann, wenn die Fuhre zusammen mit der Ladung eben auch der nötigen Traktion verlustig geht: Dann packe die Vorderachse kräftig mit an und zieht die Karre im wahrsten Sinn des Wortes aus dem Dreck.

Hydrodrive setzt den Lkw schnurstracks in Bewegung

Doch nicht nur bei Leerfahrt profitiert der Vortrieb nach Angaben der Tester: Den vierachsigen 35.440H voll beladen auf einen steileren Stich zugesteuert, drehen die Räder schnurstracks durch. Unter Einsatz des Hydrodrive setzt sich das Gefährt aber schnurstracks wieder in Bewegung. Besonders brauchbar ist der zusätzliche Vorderradantrieb vor allem auch dann, wenn es steile Passagen rückwärts hinaufzufahren gilt. Allerdings mit Einschränkungen: Beim Schieben auf die Kuppe neigt die erste Vorderachse in besonders steilen Fällen zum Abheben und kann dann keinerlei Steighilfe mehr bieten. Doch dem MAN liegt im Test nicht jedes Terrain: Bekommt er es mit sandigem Grund zu tun, dann muss die zweite Vorderachse wohl oder übel die erste Lenkachse als zusätzliches Handicap vor sich her durchs weiche Geläuf schieben.

Wer den MAN Hydrodrive als 8×6 bestellt, der sollte sich nach Angaben der Tester über zwei Dinge im Klaren sein: Den Ruf nach dem Raupenfahrer wird er sich in vielen Fällen sparen können. Einen echten Allradler in extremer Mission aber kann Hydrodrive nicht ersetzen. Zum einen wirft der hydrostatische Vorderradantrieb ab circa 30 km/h das Handtuch, weil es ihm dann schnell zu heiß wird. Und weil Dauerbetrieb der Hydraulik gleichfalls übermäßig einheizt, taugt der Hydrodrive eben nur für gelegentliche Intermezzi im Modus 8×6.

Keine Automatik für den MAN Hydrodrive

Und noch einer Einschränkung unterliegt der MAN-Hydrodrive im Jahr 2010: In Verbindung mit automatisiertem Getriebe war er nicht zu haben. Stattdessen gab es eine 16-gängige Schaltbox im Test-Lkw. Im Verein mit einer Hinterachsübersetzung von 4,0 ergibt sich damit bei Bereifung 315/80 R 22,5 eine theoretische Höchstgeschwindigkeit von gut 110 km/h. Für Straßenfahrt folgen daraus im höchsten Gang durchaus brauchbare Drehzahlen: 1.450 Mal pro Minute rotiert die Kurbelwelle bei 85 km/h, bei 65 km/h zeigt die Nadel des Drehzahlmessers auf gut 1.100/min. Trotz nur 10,5 Liter Hubraum kommt der kleine Sechszylinder D2066 damit bestens klar. Bis 1.000/min reicht die Spanne des maximalen Drehmoments hinab. Und selbst bei 900/min schlägt sich das Motörchen immer noch bravourös und bissig. Das passt. Damit überspielt das Triebwerk auch gekonnt, dass etwas niedrigere Endgeschwindigkeiten im ersten Gang sowie im Rückwärtsgang kein Schaden wären. 6,8 km/h erreicht der erste Gang bei Nenndrehzahl 1.900/min, auf 7,2 km/h kommt der erste Rückwärtsgang.

Schaltgetriebe wird gelobt

Voll des Lobes waren die Tester für das Schaltgetriebe des MAN und lobten die gefällig engen Schaltgassen und die angenehm kurzen Wege bei der Handschaltung. Da viel dann auch das störrische Wesen des Schaltknüppels, der dem Mann am Steuer keinerlei Nachlässigkeit mehr verzeiht, nicht mehr so stark ins Gewicht.

Die M-Kabine des Fahrzeugs überzeugte die Tester im Jahr 2010 allerdings nicht komplett. Nur knapp 26 Zentimeter hoch, falle der Motortunnel nicht sonderlich auf, doch throne auf ihm die MAN-typische Kühlbox mit dem hohen Höcker. Der Durchstieg werde dadurch zur akrobatischen Übung. Qualität und Anmutung der Materialien im Innenraum fanden jedoch wieder das Lob der strengen Tester. Ob Becherhalter, Brillenfach oder andere Kleinablagen um den Fahrer herum: Alles sei tadellos gelöst. Nur die klotzigen Spiegel rauben nach Ansicht der Tester unnötig viel Sicht zur Seite hin.


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