Was kann der Iveco Eurocargo mit Hybridantrieb?

Was kann der Iveco Eurocargo mit Hybridantrieb?
ETM Verlag/Oliver Willms

Der Iveco Eurocargo ist ein Evergreen. Seit über 20 Jahren wird er nun schon produziert und scheint sich doch immer wieder selbst neu erfinden zu können.  Die Variante als Hybrid kam 2012 auf den Markt und wurde im gleichen Jahr vom Fachmagazin „lastauto omnibus“ als Iveco Eurocargo Hybrid 75E16 getestet.

Ein Eaton-Synchronmotor mit 44 Kilowatt und 420 Newtonmeter macht den Iveco in der Stadt zum quirligen Verteiler-Lkw. Eine 96 Kilo schwere Lithium-Ionen-Batterie findet ihren Platz links am Rahmen unter dem Aufbau. Daneben sitzt eine Box mit Regelelektronik und einem Notschalter zum Kappen des elektrischen Energieflusses. Rahmenseitig links unterscheidet sich der Eurocargo Hybrid durch einen recht freizügig montierten Lüfter-Wasserkühler, der dem Elektromotor Kühlung spendet. Diese Extras ergeben ein Zusatzgewicht von etwa 350 Kilo und nagen an der beim 7,5-Tonner ohnehin knappen Zuladung. Der Eurocargo Hybrid bringt trotz des schlanken 115-Liter-Tanks fahrfertig satte 5.690 Kilo auf die Waage. Bleiben also noch 1.810 Kilo an Zuladung. So liegt der 7,5-Tonner auf dem Niveau eines schweren Transporters vom Schlage des Daily aus gleichem Hause. Dafür bietet der Eurocargo mit Faltbordwand und stattlichem 36 Kubikmeter fassenden Aluminiumkoffer waschechte Truck-Attribute.

Iveco Eurocargo punktet mit leichtem Einstieg

Im Test wurden die Vorzüge einer ausgereiften Lkw-Konzeption schon auf den ersten Metern im Iveco Eurocargo deutlich. Der Iveco punktet nach Angaben der Tester von „lastauto omnibus“ mit einem leichten Einstieg, einer freundlich gestalteten und pflegeleichten Kabinenausstattung und einem rundum ergonomischen Fahrerplatz. Wie für Hybridfahrzeuge üblich, gesellt sich auch hier in den Antriebsstrang ein sechsstufiges Getriebe mit automatisierter Schaltung, dessen Schaltstrategie perfekt zum avisierten Einsatz im Stadtgetümmel passt.

Die Batteriekapazität von etwa zwei Kilowattstunden, die den Elektroantrieb beim sanften Anfahren mit Antriebskraft versorgt, wird von den Testern allerdings als knapp angesehen. Volle Batterie und einen zarten Gasfuß vorausgesetzt, lasse sich der Hybrid-Eurocargo jedoch bis auf 20 km/h rein elektrisch beschleunigen und im Rangierbetrieb äußerst feinfühlig an die Rampe dirigieren. Am nächsten Ampelstopp wartet der Eurocargo-Lenker auf den Einsatz der Start-Stopp-Anlage, die sich lange drei Sekunden Zeit lässt, bevor der Motor ruht. Mit dieser Restriktion will man vermeiden, dass der Motor zu oft gestoppt und gestartet wird und in der Gesamtbilanz dabei vielleicht sogar mehr Diesel verfeuert als bei durchgehendem Leerlaufbetrieb.

Iveco Eurocargo verhindert verbrauchsintensive Spurtstarts

Auch beim Start erfordert die Anlage nach Ansicht der Tester einen gewissen Langmut, verhindert mit dem etwas trägen Ansprechen aber verbrauchsintensive Spurtstarts an der Ampel. Mit dem verzögerten Einsatz muss man sich arrangieren oder das System am Instrumenten-Panel des Iveco abschalten. Die Arbeit der Start-Stopp-Anlage trägt aber zum versprochenen Verbrauchsvorteil bei, den Iveco im Bereich von 10 bis 15 Prozent angibt. Die Hauptbürde des Sparpotenzials trägt aber der Synchronmotor. Seine Energie holt sich der 44-kW-Motor beim „Segeln“ zurück, indem er als Generator mit diskretem Bremsmoment der Batterie frischen Ladestrom einspeist.

Den Fahreigenschaften des Iveco Eurocargo tut die Zusatzlast nach Ansicht von „lastauto omnibus“ keinen Abbruch. Im Test lässt er sich dynamisch über Land- und Stadtstraßen lenken. Das Revier des Eurocargo ist vor allem die Innenstadt mit Zustellung von kleinteiligen bis voluminösen Frachtstücken. Dort kann er tatsächlich rund zehn Prozent Kraftstoff gegenüber dem herkömmlichen Modell sparen. Auf der Überlandrunde mit gemischten Landstraßenetappen und Autobahnanteil liegt der Verbrauch mit gut 15 Litern auf 100 Kilometer auf dem Niveau der Mitbewerber ohne Elektrozusatzantrieb.

Dennoch steht die Kostenbilanzampel nicht unbedingt auf Grün: Atemberaubende 16.000 Euro Listenmehrpreis muss man verdauen, wenn man zur grünen Avantgarde gehören will. Mit zehn Prozent Verbrauchsminderung rentiert sich der Hybridantrieb also erst nach rund 750.000 Kilometer Laufleistung. Bis dahin sind allerdings die Lithium-Ionen-Batterien längst ein Fall für den teuren Austausch. Iveco nennt sechs Jahre Mindestlaufzeit.


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