Aufbauform Integrierte: Worauf Sie beim Gebrauchtkauf achten sollten

Aufbauform Integrierte: Worauf Sie beim Gebrauchtkauf achten sollten
(Foto: Rapido)

Die Aufbauform der Integrierten gilt gemeinhin als „Königsklasse“ des Reisemobilbaus, es sind quasi die Flaggschiffe in der Flotte eines jeden Herstellers. Für deren Besitzer sind sie in diesem Sinne ein Prestigeobjekt, was sich allerdings auch im Preis niederschlägt – dem fürs Neufahrzeug wie fürs Gebrauchtmobil. Ein wesentlicher Grund für den Kauf eines Integrierten ist zudem der gegenüber allen anderen Aufbauformen erhabene Panoramablick durch die hohe und breite Frontscheibe sowie das großzügige Raumgefühl im integrierten Wohnbereich dahinter. Der technische Aufwand, der mit dem Bau der eigenständigen Frontpartie eines jeden Integrierten einhergeht, erfordert allerdings einen besonderen Check beim Kauf eines solchen Gebrauchten.

Großes Kino in der ersten Reihe

Die herausragende Besonderheit der Integrierten gegenüber den so genannten Teilintegrierten und Alkoven-Modellen ist – der Bezeichnung entsprechend – die konzeptionelle Integration des Fahrerabteils in den Wohnaufbau. Die „Karosserie“ wirkt bei dieser Spezies optisch wie aus einem Guss, in der Front- wie auch Seitenansicht mitunter fast wie ein Omnibus. Entsprechend technisch aufwendiger sind die Konstruktion sowie vor allem die Fertigung eines Integrierten: Als Chassis dient ein so genannter Windlauf – der nackte Leiterrahmen mit offener Cockpit-Plattform. Darauf wird nun der komplette Aufbau montiert – je nach Hersteller-Konzept aus einer bis mehreren Wandkomponenten. Die Frontmaske inklusive der vorderen Seitenpartien ist dabei oft ein separates Teil und wird daher im jeweiligen Übergang zu den angrenzenden Wänden des Wohnaufbaus verklebt. Auf genau diese Übergänge sollten Sie beim Check eines gebrauchten Integrierten Ihr Augenmerk legen: Denn mit den Jahren kann die dort eingefugte Dichtmasse durch Witterungseinflüsse rissig und porös geworden oder durch die Verwindung des Fahrzeugs herausgedrückt worden sein. Die Folge sind Undichtigkeiten und damit in den Zwischenraum sowie eventuell auch die Wandisolierung eingedrungenes Regen- bzw. Spritzwasser. Das Innenmaterial fängt an zu modern, zu faulen, es zersetzt sich.

Prinzipiell gilt das auch für alle anderen Fugen und Dichtungen des Aufbaus: Sie finden sich beispielsweise an den Serviceklappen der Heckgarage oder des Gaskastens, am Einfüllstutzen fürs Frischwasser oder an den Fenstern und Dachhauben. Und wenn Sie dann schon mal oben drauf sind, auf dem Integrierten, inspizieren Sie doch gleich mal das Dach auf seinen Zustand: Ob der Vorbesitzer es für den Winterschlaf gesäubert, gepflegt und dann ordentlich abgedeckt hat, zeigt sich an der Lackdicke und -güte. Eine Eintrübung der Farbe, matter Glanz oder leichter Grünspan deuten auf mangelnde Pflege hin. Bei eindeutigem Moosbewuchs sollten Sie Abstand von Kauf nehmen. Oder den Preis drastisch herunterhandeln, wenn Sie die Reinigungsarbeit auf sich nehmen wollen. Achten Sie zudem auf Dellen und Risse in der Außenhaut – beim Dach wie auch an den Seitenwänden und am Heck. Ist hier nachträglich ein Fahrradträger montiert, sollten dessen Aufnahmepunkte keine Risse um die Bohrlöcher aufweisen und alle Schrauben fest angezogen sein. Werfen Sie in diesem Sinne auch einen Blick auf die Rückwand im Inneren der Heckgarage. Dort inspizieren Sie auch gleich den Boden sowie die Holzfurniere der Wand zum Innenraum auf Kratzer und Löcher.

Gepflegtes Wohnzimmer

Große Integrierte werden in der Regel von älteren Paaren gekauft, die gelegentlich ihre Enkel mit an Bord nehmen. In erster Linie hinterlässt diese Klientel dem Zweitbesitzer einen top gepflegten Innenraum, ist sie sich doch des nötigen Werterhalts und damit verbundenen hohen Wiederverkaufspreises bewusst. Der kann dann bei einem etwa zehn Jahre alten Integrierten eines renommierten Herstellers durchaus noch rund 45 Prozent des Neupreises betragen. Dafür dürfen Sie allerdings mit einer moderaten Kilometerleistung unter der 100.000er Marke rechnen. Sowie mit einem Innenraum, der eben nur leichte Gebrauchsspuren aufweist und bei dem gravierende Schäden repariert sowie minimale Schäden zumindest ausgebessert sind. Das gilt im Sinne eines lukrativen Wiederverkaufs übrigens auch für Integrierte aus dem Vermietgeschäft: „Die Kunden, die bei uns einen Integrierten mieten, sind überwiegend Paare gesetzteren Alters, die pfleglich mit den Fahrzeugen umgehen. Dass wir sie zu 95 Prozent unbeschadet zurückbekommen – von angekratzten Außenspiegeln und Heckblenden mal abgesehen – liegt sicher auch an der Kaution, die wir verlangen,“ heißt es beispielsweise bei McRent, einer Dethleffs-Tochterfirma.

Dennoch sollten Sie den Innenraum des anvisierten Gebraucht-Integrierten eingehend inspizieren: Dazu zählen saubere, intakte Polster, eine unverkratzte Tischplatte sowie narbenfreie Möbeloberflächen. Aber auch eine intakte Installationstechnik: Durchgespülte, gereinigte und desinfizierte Wasserleitungen und -tanks, beispielsweise. Oder saubere, schimmelfreie Abflüsse von Spülbecken und Dusche, letztere mit Spritzschutztüren ohne Kalkablagerungen. Außerdem eine geruchsfreie Cassettentoilette oder eine problemlos einrastende Verbindungstüre zwischen den Abteilen des Raumbades, wie es viele große Integrierte heute bieten.

Ist ein Hubbett vorhanden, ob nun zusätzlich zum Doppelbett oder den Einzelbetten im Heck, so testen Sie dessen manuelle oder elektrische Mechanik auf reibungslose Gängigkeit: Lässt es sich problemlos herunterfahren? Macht seine Aufhängung bei der Probefahrt auffällige Geräusche? Bei der Inspektion der Betten gilt generell ein genauer Blick auf die Güte der Matratzen und des Unterbaus (Lattenrost, Tellerfedern) – wobei Sie zumindest erstere nach zehn Jahren Nutzung sowie aus Hygiengründen eh‘ austauschen sollten.

Vergessen Sie bei der Begutachtung des Innenraums nicht, die Komponenten der Kücheneinrichtung einem ausgiebigen Funktionstest zu unterziehen: Herd, Kühlschrank, Backofen oder Mikrowelle (so vorhanden) und Spüle.

Gewichtige Frage

Über allem steht wie bei sämtlichen Aufbauformen auch vor dem Kauf eines Integrierten die Frage nach dem Raum- und Zuladungsbedarf: Wieviel Platz benötigen Sie und was möchten Sie alles mit auf die Reise nehmen? Das Angebot auf dem Gebrauchtmarkt umfasst Integrierte von sechs bis zu knapp 9,40 m Gesamtlänge (die über 10 Meter langen Liner auf Lkw-Basis mal ausgeklammert). Das zulässige Gesamtgewicht liegt zwischen 3,5 und maximal 7,49 Tonnen – die Sie mit der alten Führerscheinklasse 3 fahren dürfen (die zwar 1991 in die Buchstabenbezeichnungen A/B/C übertragen wurde, aber dennoch bis zur EU-Führerschein-Neuregelung Ende 1998 galt). Als genügsames Paar dürfte Ihnen aber auch hier ein 3,5 Tonner reichen. Es sei denn, Sie laden noch zwei Pedelecs (Elektro-Fahrräder) oder einen Motorroller ein. Und: Achten Sie bei der Gewichtsberechnung auf die zusätzlichen Ausstattungsfeatures, die der Vorbesitzer beim Kauf des Neufahrzeugs mitbestellt bzw. nachträglich eingebaut hat: Deren Gewicht erhöht die „Masse im fahrbereiten Zustand“ und reduziert damit die mögliche Zuladung.

Eine komplette, auch für alle anderen Reisemobilaufbauten gültige Checkliste können Sie sich hier als pdf-Datei herunterladen.

 

 

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