Dieter Grabelsjek ist Geschäftsfüher von Con-Truck Logistic GmbH, einer Spedition zur Verschiffung von Fahrzeugen und Nutzfahrzeugen aller Art nach Westafrika. Als etablierter Marktteilnehmer konnte Herr Grabelsjek TruckScout24 (TS24) detailliert über den wachsenden Abnehmermarkt für gebrauchte Nutzfahrzeuge aus Europa Auskunft geben. Die Informationen ermutigen dazu, als europäischer Händler schnellstmöglich den Markt zu bedienen.
TS24: Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Export von gebrauchten Nutzfahrzeugen aus Europa nach Afrika in den letzten 10 Jahren entwickelt?
Grabelsjek: Der gesamte Markt ist nach meinem Eindruck stabil, mit einer leicht steigenden Tendenz. Für mich ist eine detaillierte Darstellung eher schwierig, da ich mehrere Mitbewerber habe. Unser Volumen im Nutzfahrzeugexport hat in den letzten Jahren ständig um 20 bis 30 Prozent zugenommen.
TS24: Hängt das aus Ihrer Sicht mit dem Volumenwachstum allgemein zusammen oder haben Sie sich einen größeren Anteil am Exportgeschäft nach Westafrika erarbeitet?
Grabelsjek: Sicherlich beides. Man muss wissen, die Afrikanische Kundschaft ist bei der Auswahl Ihrer Fahrzeuge sehr speziell. Gefragt sind Modelle europäischer Hersteller, die qualitativ hochwertig und leicht zu warten sind. Diese Hersteller, wie Mercedes oder MAN, haben sich in den letzten Jahren etabliert und sind bei den Mechanikern vor Ort bekannt. Deshalb ist es immer sehr schwer für einen neuen Hersteller Fuß zu fassen. Daraus erzeugt sich ein zweiter Markt im Container-Sektor mit der Verladung der Ersatzteile. Zusammenfassend kann man sagen, dass der afrikanische Markt im Moment noch gebrauchte Nutzfahrzeuge nachfragt welche ohne großen technischen Aufwand repariert werden können.
TS24: Welche Länder Westafrikas sind Ihre größten Abnehmer?
Grabelsjek: Mit Abstand der größte Markt für den Nutzfahrzeugexport ist Nigeria, gefolgt von Ghana und den umliegenden Ländern. Ausgenommen sind natürlich kurzfristige Groß-/Regierungsprojekte welche in regelmäßigen Abständen sehr große Nachfrage erzeugen.
TS24: Herrscht diese Situation schon länger vor? Oder hat sich Nigeria erst in den letzten Jahren zum „Hub“ entwickelt?
Grabelsjek: Nigeria war, auch aufgrund seiner großen Bevölkerungszahl, schon immer der stärkste Markt.
TS24: Welche Fahrzeugtypen werden von Ihnen am häufigsten verschifft?
Grabelsjek: Wenn man die Stückzahl betrachtet sind die Kleintransporter vorne, gefolgt von den Koffer- und Planen-Lkw sowie den Sattelzugmaschinen.
TS24: Gibt es saisonale Unterschiede im Nutzfahrzeugexport?
Grabelsjek: Es gibt kaum saisonale Unterschiede. Ein schwacher Monat ist in der Regel der Januar, da die afrikanischen Kunden zu Weihnachten in der Regel in die Heimat zurückkehren. Ansonsten gibt es heutzutage eigentlich keine bestimmten Monate mehr die stärker oder schwächer sind.
TS24: Gibt es regionale Bevorzugungen von Fahrzeugtypen?
Grabelsjek: Man kann sagen, dass die meisten schweren Nutzfahrzeuge nach Nigeria gehen.
TS24: Wer organisiert denn hauptsächlich den Export der Fahrzeuge mit Ihnen? Die Käufer oder die Verkäufer?
Grabelsjek: In unserem Fall sind es die Käufer aus Afrika. Der Käufer hat Vertrauen zu uns, aber nicht unbedingt zu dem Händler bei dem er einkauft. Deshalb ist es dem Käufer aus Afrika lieber, da er meist sein ganzes Kapital investiert, den Export selbst zusammen mit uns zu organisieren. Gleich nach dem Kauf legt er die weitere Organisation, etc., in unsere Hände.
TS24: Wer verteilt denn die Fahrzeuge in den afrikanischen Ländern? Wer sind Ihre Kunden?
Grabelsjek: Das sind meistens Importeure und Mittelsmänner, vergleichbar mit den Importeuren wie man Sie in Europa auch hat. Diese verkaufen dann weiter an lokale Händler oder an Endabnehmer.
TS24: Hat sich daran in den letzten Jahren etwas geändert? Hat sich die Branche professionalisiert?
Grabelsjek: Natürlich. Wir versuchen stets die Abläufe schneller zu gestalten und den ganzen Prozess zu professionalisieren. Wenn alles vernünftig organisiert wird, können die Käufer in kürzeren Abständen nach Europa kommen und mehr Umsatz machen.
TS24: Gibt es eine große Fluktuation unter den Importeuren oder sind es stets dieselben Marktteilnehmer?
Grabelsjek: Im Großen und Ganzen sind es immer dieselben. Es bauen sich aber natürlich auch immer wieder neue Importeure auf.
TS24: Kann man die Importeure als europäischer Händler auch direkt kontaktieren?
Grabelsjek: Sicher können Sie das. Das Problem dabei ist aber das Vertrauen. Das müssen Sie sich erst erarbeiten oder Sie werden empfohlen. Eine Besichtigung ist dabei immer gefragt.
TS24: Wie wird sich der Abnehmermarkt Westafrika für gebrauchte Nutzfahrzeuge aus Europa entwickeln?
Grabelsjek: Der Bedarf ist da und der Bedarf wird definitiv noch größer werden. Auch die Ersatzteilversorgung wird eine große Rolle einnehmen. Es wird sehr schwer sein für nicht-europäische Hersteller in den Markt zu kommen. Die positive Erfahrung die in Westafrika mit europäischen Fahrzeugen gemacht wurde hält Hersteller aus dem asiatischen Raum größtenteils außen vor. Die Ansprüche vor Ort können eben zum großen Teil nur von den europäischen Herstellern bedient werden. Deshalb wird Westafrika immer ein großer Abnehmer für gebrauchte Nutzfahrzeuge aus Westeuropa sein.
Fands schon immer beeindruckend, wie diese tonnenschweren LKW mit Schiffen und/oder FLugzeugen über den ganzen Kontinent und jetzt sogar bis nach Afrika transportiert werden 🙂
Aber: Wäre es nicht sinnvoll, die Fahrzeuge einfach vor Ort zusammenschrauben zu lassen, v.a. da die einzelnen Teile ja größtenteils eh aus unterschiedlichsten Ländern kommen – einfach direkt zum Zielort transportieren lassen und dann dort zusammenschrauben…