Der VW Amarok ist der meistverkaufte Pick-up Deutschlands und hat ab Werk eine Lkw-Zulassung. Wer jedoch bei der Kfz-Steuer auf die günstige Einstufung als Lkw hofft, hat Pech: Der Amarok wird von nahezu allen Finanzämtern als Pkw angesehen – und dementsprechend höher besteuert. Gibt es Überlegungen, den Amarok ab Werk auch mit Pkw-Zulassung anzubieten? „Nein, das ist nicht geplant, denn für die Einstufung als Pkw wäre eine komplett neue Typprüfung nötig“, sagt VW-Nutzfahrzeuge Produktmanager Jens Bobsien.
Der Produktmanager betont, dass jedes Finanzamt in Deutschland ein Fahrzeug anders einschätzen kann. Und das Fahrzeug, das in einem Bundesland als Lkw besteuert wird, gilt für das Finanzamt in einem anderen Bundesland womöglich als Pkw. Konkrete Aussagen, welche Fahrzeuge wie besteuert werden, seien daher nicht möglich.
Für viele Finanzämter gilt für die Besteuerung als Lkw die Faustformel: „Ladefläche muss größer sein als Fahrgastraum“. Gemessen wird der Fahrgastraum vom Gaspedal bis zur Trennwand hinter der letzten Sitzreihe. Da vor allem bei Doppelkabinen die Fläche größer als die Ladefläche ist, wird der höhere Pkw-Steuersatz fällig. Auch andere Pkw-typische Merkmale können für die Einstufung als Pkw sprechen: bei einer Höchstgeschwindigkeit von oft mehr als 170 km/h und fünf Sitzplätzen kann man kaum von einem Lkw sprechen. Dennoch wird immer wieder vor Gericht gestritten, schließlich lassen sich mit der Lkw-Besteuerung pro Jahr mehrere hundert Euro sparen.
Pick-up mit Lkw-Zulassung: Versicherungsbeiträge versus Kfz-Steuern
Doch Vorsicht: Die eingesparten Steuern können leicht für höhere Versicherungsbeiträge draufgehen. Die meisten Versicherungen berechnen für die erstmalige Zulassung eines Lkw deutlich höhere Kasko-Beiträge als für Pkw. Der Grund: Wer erstmalig einen Lkw versichert, steigt mit sehr hohen Prozenten ein – der Schadenfreiheitsrabatt vom vorherigen Pkw wird hierbei meist nicht übernommen. Wer dann nach einigen Jahren vom Lkw wieder auf einen Pkw umsteigt, fängt unter Umständen auch beim Pkw mit den Prozenten wieder von vorne an. Daher unbedingt vorher mit der Versicherung die Formalitäten klären und sich die Bestätigung schriftlich geben lassen!
Auch die Umschreibung eines Pkw auf Lkw-Zulassung wirft immer wieder Fragen auf. Häufig soll ein Transporter, Van oder ein anderes geeignetes Fahrzeug vom Pkw zum Lkw umgerüstet werden. Auf Nachfrage heißt es etwa beim Finanzamt Erfurt, dass für die günstigere Lkw-Besteuerung die hintere Sitzreihe samt Befestigungsschienen entfernt werden muss, dazu gehört auch das ausbauen der Gurte. Gefordert sei zudem eine Trennwand zwischen Fahrgastraum und Ladefläche. Eine Verblechung oder Abdunkelung der Scheiben ist – zumindest in Erfurt – nicht mehr zwingend nötig.
Gewerblicher Pick-up mit Anhänger: Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen
Vor der Umrüstung sollte unbedingt eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt werden. Ab wann lohnt sich die Steuerersparnis einer Lkw-Zulassung, wenn dafür hohe Umbaukosten (Trennwand etc.) und möglicherweise ein Gutachten nötig werden. In die Kalkulation einbeziehen muss man auch die deutlich höheren Versicherungsprämien für die Kasko, wenn das Fahrzeug als Lkw läuft. „Dekra empfiehlt deshalb, bereits vor einer sogenannten Fahrzeugart-Änderung, die zum Erlöschen der Betriebserlaubnis des konkreten Fahrzeugs führt, sowohl die zuständige Prüfstelle als auch das Finanzamt und die Versicherungsgesellschaft zu befragen“, sagt Dekra-Experte Wolfgang Sigloch.
Beachtet werden muss zudem, dass man mit einer Lkw-Zulassung an Sonn- und Feiertagen gewerblich keine Anhänger ziehen darf. Der Transport des Minibaggers an die nächste Baustelle ist also Tabu. Von dieser Regel ausgenommen sind Freizeitanhänger für den Privatgebrauch, etwa Boots- und Campinganhänger.
Sie wollen einen Pick-up kaufen? Informieren Sie sich zuerst, welches Modell am besten zu Ihnen passt. Vergleichen Sie dann verschiedene Angebote, zum Beispiel auf TruckScout24.