Wie mache ich meinen Lkw richtig winterfest? Dieser Gedanke macht sich spätestens beim ersten Schnee in den Köpfen von Fahrern und Speditionen breit.
Für neuere Fahrzeuge sieht der Hersteller im Wartungsplan entsprechende Vorschriften und Empfehlungen vor. MAN bietet beispielsweise den Wartungsbaustein „Winterdienst“ an, der die Lkw auf Schnee und Eis vorbereiten soll. Mercedes-Benz sieht seine Fahrzeuge für normale Winter gut gerüstet. Ist der Lkw jedoch unter extremen Bedingungen unterwegs, also beispielsweise in Russland oder Skandinavien, können spezielle Vorbereitungen durchaus sinnvoll sein, um die extremen Minustemperaturen unbeschadet zu überstehen. Ältere Fahrzeuge werden oft nicht mehr regelmäßig nach Wartungsplan gepflegt. Dennoch gibt es einige Faktoren, die jeder berücksichtigen sollte, um unbeschadet durch den Winter zu kommen.
Frostschutz im Kühler
Eine Messspindel genügt, um das Kühlerfrostschutzmittel zu prüfen. Mercedes-Benz empfiehlt, Wasser und Frostschutzmittel im Verhältnis 50 zu 50 zu mischen. So bietet die Mischung Schutz bis minus 37 Grad. Das sollte für die meisten Fahrzeuge und Einsatzbereiche genügen. Allerdings ist Vorsicht geboten. Der oft zitierte Grundsatz „viel hilft viel“ kann im schlimmsten Fall sogar schaden. „Mit einer weiteren Erhöhung des Frostschutzmittelanteils auf 55 Prozent wird der Frostschutz auf minus 45 Grad erhöht. Weitere Konzentrationserhöhungen können die Wärmeleitfähigkeit des Kühlmittels und so die Wärmeabfuhr beeinträchtigen und werden daher nicht empfohlen“, sagt Daimler. Besonders Speditionen, die auch im Winter viel in Russland unterwegs sind, müssen auf ein korrektes Mischungsverhältnis achten.
Füllung der Scheibenwaschanlage
Für den Frostschutz in der Scheibenwaschanlage gilt im Prinzip das selbe. Während eine Mischung bis minus 30 Grad in gemäßigten Breiten meistens reicht, kann für bestimmte Gegenden eine höhere Konzentration nötig sein. Freie Scheiben und gute Sicht sind wichtig. Gerade in der nassen Jahreszeit sind die Scheibenwischer im Dauereinsatz. Fahrer merken in der Regel selbst, wenn ihre Wischerblätter verschlissen sind. Dennoch sollte ein prüfender Blick auf die Wischergummis zum Winterdienst gehören. Meistens sind in Lkw ohnehin Standheizungen installiert. Türdichtungen dürften so also nicht festfrieren. Mit etwas Silikonspray auf den Dichtungen geht man aber auf Nummer sicher.
Richtiges Motoröl
Meistens macht man sich über das Motoröl im Winter recht wenig Gedanken. Allerdings kann es dennoch sinnvoll sein, Fahrzeuge, die im Winter viel in kalten Regionen unterwegs sind, mit einem anderen Motoröl zu befüllen. „Dünnflüssigere Öle haben Vorteile beim Kaltstartverhalten, weil der Schmierstoff bei sehr tiefen Temperaturen schneller an alle zu ölenden Stellen gelangt. Man spricht von einer schnelleren Durchölung. Deshalb ergeben diese Öle in kalten Regionen Sinn“, erklärt Michael Scholer, Laborleiter von Liqui Moly. Bei Mercedes teilt man diese Meinung: „Bei der Verwendung von Mehrbereichsölen ist eine Umstellung der Viskosität auf 0W-30/40 oder 5W-30/40 bei wiederholtem oder längerem Betrieb in Kälte unter minus 20 Grad zu empfehlen.“
Wintertauglicher Kraftstoff
Diesel kann bei niedrigen Temperaturen ausflocken. Um Probleme im Winter zu verhindern, mischten früher manche Fahrer und Speditionen Benzin oder Petroleum bei. In modernen Motoren ist solcherlei Alchemie tabu. Bei Petroleum kann wegen der mangelnden Schmierfähigkeit sogar das Einspritzsystem Schaden nehmen. Benzin senkt ebenfalls die Schmierfähigkeit. Zusätzlich fällt der Flammpunkt. Eine Empfehlung an die Fahrer können spezielle Additive sein, die die Fließfähigkeit des Diesels selbst bei unter minus 30 Grad sicherstellen.
Lufttrocknerpatronen rechtzeitig wechseln
Wichtig ist, das Wechselintervall der Lufttrocknerpatrone nicht zu überziehen. Schon nach kurzer Kompressorlaufzeit hat das Granulat so viel Feuchtigkeit aufgenommen, dass es regeneriert werden muss. Dabei strömt die Luft aus dem Regenerationsluftbehälter zurück durch die Trocknerpatrone, reißt die Feuchtigkeit vom Granulat mit und bläst sie ins Freie – das Granulat kann nun neue Feuchtigkeit aufnehmen. Zwar regeneriert sich das Trockenmittel so selbst, doch verschleißt es dennoch mit der Zeit. Daher sollte man die Patrone wechseln. Sobald Feuchtigkeit ins pneumatische System eindringt, können Bremszylinder und Ventile korrodieren und bei winterlichen Temperaturen sogar einfrieren.
Winterreifen mit genug Profil
Die Reifen auf der Antriebsachse müssen jederzeit genug Traktion bieten – auch bei winterlichen Straßenverhältnissen. Das klappt nur, wenn das Profil tief genug ist. In Deutschland muss das Profil generell mindestens noch 1,6 Millimetern tief sein. Das ist nicht viel. In Österreich gilt für Lkw im Winter eine Mindesttiefe von fünf Millimetern, in Tschechien und der Ukraine sogar sechs Millimeter. Bei diesem Hinweis an die Fahrer kann man sie auch gleich noch daran erinnern, die Schneeketten wieder ins Fahrzeug zu packen.
Batterieausfall vorbeugen
Klackert es nur, wenn der Fahrer den Zündschlüssel dreht, hat er ein Problem. Die Batterie ist zu schwach. „Die häufigsten Ursachen für Batterieausfälle im Winter sind Tiefentladung und Ladungsmangel“, sagt Tobias Drees, Produktmanager von Varta. Bei Lkw im Fernverkehr wird die Batterie regelmäßig geladen, manche Fahrzeuge stehen jedoch längere Zeit auf dem Hof und werden nicht bewegt. Dann verliert die Batterie kontinuierlich Spannung. „Entgegen der allgemeinen Meinung mag es die Batterie lieber kalt. Für die Lebensdauer bedeutet das, dass die Batterie im heißen Sommer mehr verschleißt als im kalten Winter. Jedoch wird ihr beim Start im Winter, unter anderem durch die Zähflüssigkeit des kalten Motoröls, deutlich mehr abverlangt als im Sommer. Daher kommt es oft erst im Winter zum Ausfall.“
Ein Batteriecheck vor dem Winter gibt Aufschluss über den Zustand des Akkus. Bei herkömmlichen Batterien sollte man den Flüssigkeitsstand prüfen und bei Bedarf auffüllen. Polschutzspray ist laut Varta nicht unbedingt nötig. Wichtig sei der feste Sitz der Polklemmen, die zudem frei von Korrosion sein sollen.