Renault baut seit 2007 den Maxity für die Klassen 2,8 bis 4,5 Tonnen. Seit 2012 bieten die Franzosen den Kleinlaster auch elektrifiziert an. Beim Test von lastauto omnibus sorgte der Verteiler-Lkw gleich für eine Überraschung.100 Kilometer sollte der Maxity laut Hersteller hinter sich bringen, bevor die Akkus schlapp machen. Bei gemessenen -18 Grad beim Test der Fachzeitschrift im Winter 2012/13 erwarteten die Testredakteure einre Reichweite von etwa 60 Kilometern.
Mit voll geladenen Batterien ging es raus auf die Teststrecke. Nach einer Stunde liegen knapp 36 Kilometer Landstraßenprofil hinter dem 4,5-Tonner. Dafür hat er laut Ladestandanzeige der Batterie etwa die Hälfte der Kapazität entzogen. Das Vertrauen in die Ladestandanzeige ist groß genug, um noch eine zweite Landstraßenrunde zu drehen. Am Ende der Etappe wartet auch keine Enttäuschung. Bei 72 Kilometern sind die Batterien weniger als viertel voll – genauer lässt es sich während der Fahrt nicht sagen. Denn nur beim Start des Elektromotors im Stand zeigt der Schaltautomat in der Mittelkonsole die restliche Kapazität in Prozent an.
Maxity begeistert mit seiner Reichweite
Anschließend geht es im Stadtparcours weiter. Knapp zwei Mal legt der Klein-Lkw die rund drei Kilometer Stadtprofil zurück. Dann geht die Reservelampe an. 77,6 Kilometer haben die Redakteure bis dahin erreicht. Mit der Reserve könnten noch drei bis vier Runden dazukommen. Dann hätte der Elektro-Lkw mehr als 90 Prozent der maximalen Reichweite erreicht – die Tester waren begeistert. Und die Begeisterung über die Reichweite des Renault Maxity hielt an: Erst nach 120 Kilometern – 72 auf der Landstraße und weiteren 48 Kilometern im Stadtverkehr – sind die Batterien leer. Der französische Verteiler-Truck schafft im Test beeindruckende 20 Prozent mehr, als der Hersteller für ihn vorsieht.
Aber nicht alles am Renault Maxity ist erste Sahne: Einen eher unglücklichen Eindruck macht nach Angaben der Tester der Sechsgang-Getriebeautomat. Ohne dass der Fahrer eingreift, nutzt er laut Testcrew nur die Gänge drei, vier und fünf. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 85 km/h braucht es den langen sechsten Gang sowieso nie. Den zweiten Gang hingegen kann der Fahrer bei Bedarf einlegen, beispielsweise bei entsprechender Beladung und Steigung. Der erste Gang ist im Renault genauso nötig wie der sechste. Drei oder vier optimal auf das Elektro-Aggregat abgestimmte Gänge würden also ausreichen und zudem etwas an Gewicht einsparen.
Renault will Kosten sparen
Die Frage, warum Renault dennoch ein Sechsgang-Getriebe verbaut, ist schnell beantwortet. Der Maxity Electric basiert auf seinem Zwillingsbruder mit Dieselantrieb. Die französischen Konstrukteure haben lediglich den Motor ausgetauscht. Das spart Kosten, geht aber in mancher Hinsicht zu Lasten der Effizienz. So bremst die automatische Kupplung beispielsweise das Fahrzeug am Berg massiv aus. Ein einzelner Schaltvorgang braucht gut 1,5 Sekunden und vernichtet dabei massig kinetische Energie. Den Transporter bergauf dann wieder auf Geschwindigkeit zu bringen frisst reichlich Batteriekapazität. Dabei ist auch problematisch, dass automatisierte Getriebe von ZF nicht lastabhängig den Gang wechselt, sondern immer bei denselben Geschwindigkeiten.
Fazit: Der Renault Maxity Electric überzeugt durch die gute Reichweite, die mit ein wenig mehr Aufwand noch größer sein könnte. Den scheint Renault allerdings zu scheuen, vermutlich aus Kostengründen. Insofern trifft die eingangs getroffene Aussage nicht nur auf das Fahrzeug, sondern auch den Hersteller zu: Keiner ist sparsamer.