Im Sommer 2012 hat die Fachzeitschrift „FERNFAHRER“ den damals neuen Mercedes-Benz Actros mit 450 PS und Big-Space-Fahrerhaus getestet. Der erste Eindruch der Tester: Der 12,8 Liter große Reihensechszylinder mit Abgasrückführung und aufwendiger Abgasnachbehandlung für Euro 6 ist ein schwerer Junge. Ohne Reserverad, mit gerade mal 390 Liter Diesel und 60 Liter Adblue liegt das Leergewicht schon bei über 7,6 Tonnen.Daran ändern laut Testcrew auch Alufelgen und die optionale Einblatt-Feder nichts. Die Tester meinen: Wer beim Mercedes-benz Actros partout am Gewicht sparen will, sollte lieber gleich zum 10,7-Liter-Motor greifen.
Mit knapp zwei Meter Innenhöhe, ebenem Kabinenboden und steilem Einstieg über vier Stufen tritt das Big Space im neuen Mercedes-Benz Actros die Nachfolge des Megaspace an. Viel Platz also, erst recht, wenn man alleine unterwegs ist und die „Solostar“-Einrichtung geordert wurde. Dann gibt es auf der Beifahrerseite nach Angaben der Tester eine gemütliche Couchecke mit jeder Menge Beinfreiheit und einem großen Klapptisch in der Mitte. Das untere Bett ist trotzdem aus einem Stück, fast zwei Meter lang und 73 Zentimeter breit. Wem das nicht reicht, kann sich in die genauso breite, aber zehn Zentimeter längere Koje oben schwingen. Die Kopffreiheit ist dort mit etwas über einem halben Meter nach Meinung der Tester aber nicht allzu großzügig bemessen.
Mercedes-Benz Actros bietet viel Platz beim Sitzen
Auch beim Sitz hat Mercedes größeren Spielraum geschaffen: Mit der zweistufigen Längenverstellung geht es nun um bis zu fünf Zentimeter weiter nach hinten. Gegen Aufpreis bietet der Komfortsitz auch eine Massagefunktion, die sich auf Knopfdruck für jeweils zehn Minuten Dauer zuschalten lässt. Dabei erzeugen aufblasbare Luftpolster in der Rückenlehne eine von unten nach oben laufende Welle, deren Intensität nach und nach zunimmt. Das ist wirklich eine feine Sache, finden die Tester und ihrer Meinung nach ein paar zusätzliche Euro wert. Derart den Rücken gestärkt, ist das Fahren an sich die neue Paradedisziplin des Actros.
Der Mercedes-Benz Actros zieht enorm spurstabil seine Bahn, die neue Lenkung reagiert direkt und das Handling in engen Baustellen, Kreiseln oder auf kurviger Landstraße ist vom Allerfeinsten. Nach Ansicht der Tester brilliant arbeitet der seit 2012 erhältliche PPCTempomat, der eine GPS-Positionsbestimmung mit hinterlegtem Kartenmaterial abgleicht und sowohl die Geschwindigkeit als auch die Schaltstrategie dem folgenden Streckenprofil anpasst. Das Ganze funktioniert im Test wie auch schon bei der ersten Fahrvorstellung perfekt.
Mercedes-Benz Actros kommt mit cleverer Schaltstrategie
Die clevere Schaltstrategie und die Drehmomenterhöhung im zwölften Gang schlagen sich auch in den 36 steigungsbedingten Schaltungen nieder: Mit 450 PS und den heute bei allen Herstellern üblichen langen Achsübersetzungen sind das relativ wenig. Geht es talwärts, hat der Bremstempomat leichtes Spiel: Im Testfahrzeug kombiniert Mercedes die verstärkte, leider aufpreispflichtige „High-Performance“-Motorbremse mit dem neuen Wasserretarder.
Manuell lässt sich die Bremsleistung in fünf Stufen à 20 Prozent abrufen. Wird es anderweitig schlagartig brenzlig, legt die neue Generation des Active Brake Assist jetzt auch vor stehenden Hindernissen eine automatische Vollbremsung hin. Technisch weniger spektakulär, aber sinnvoll: Bei jeder Art von Vollbremsung gehen automatisch die Warnblinker an. Im Vorfeld von Euro 6 galten viele Sorgen dem höheren Kaufpreis und dem Verbrauch. Ersteres berechtigt, Letzteres nicht: Durchschnittlich 34,1 Liter Diesel und 1,14 Liter Adblue (deutlich weniger als bei Euro-5-Fahrzeugen) sind voll im grünen Bereich. Ein gelungener Einstand, gar keine Frage.